Die kleine Sammlung repräsentativer englischer EDV- Termini der Kommunikationstechnologie ist nach Kriterien der Wortbildung sortiert, die im Folgenden erklärt werden.
"Initialwörter bestehen aus
aneinandergereihten Großbuchstaben, die die Anfangslaute der Vollform
bezeichnen, die der abgekürzten Form zugrunde liegt. Ist die Kurzform
das Äquivalent einer Wortgruppe, so kann neben den Großbuchstaben
auch ein Kleinbuchstabe verwendet werden." Üblicherweise bestehen
die auch Akronyme genannten Initialwörter also aus Großbuchstaben,
wie beispielsweise bei CDU oder PKW. Ein Beispiel für
ein für eine Wortgruppe stehendes Initialwort ist GmbH (Gesellschaft
mit beschränkter Haftung). Bei BAföG (Berufsausbildungsförderungsgesetz)
zeigt sich aber, daß auch bei Initialwörtern, die für nur
einen Begriff stehen, Kleinbuchstaben verwendet werden, um mehr Übersichtlichkeit
zu schaffen.
Eine Untergruppe der Initialwörter
bilden solche Wörter, die sowohl aus einem oder mehreren Initialen,
als auch aus einem Vollwort bestehen, zum Beispiel U-Bahn oder R-Gespräch.
Laut Fleischer kommen diese Initialen nicht bei gleicher Bedeutung nicht
in mehreren Initialwörtern vor, da "[...] freie Initialwörter
aus mindestens zwei Initialen bestehen müssen". Das gilt so nicht
für die Anglizismen des Internets. Das E steht in Email
genauso für electronic wie in den Analogiebildungen
E-Commerce
oder E-Banking.
Die Amerikaner bilden
gern und oft solche Akronyme, deren Bedeutung durch nur einen weiteren
Buchstaben kenntlich gemacht wird. Unter anderem ist DirectX dafür
ein Beleg. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für die Gerätetreiber,
die unter Windows direkt auf die Hardware zugreifen. Die einzelnen Treiber
werden mit DirectSound, DirectPlay, DirectDraw usw.
bezeichnet. Die Variante, das zweite Wort eines Kompositums mit einem Großbuchstaben
beginnen zu lassen, setzt sich zusehends durch. Dabei muß das Kompositum
nicht einmal mit einem Großbuchstaben beginnen. So findet man immer
öfter die Schreibung eMail oder eCommerce.
Unter allen Initialen
besitzt das X vor allem im amerikanischen Englisch eine herausragende
Funktion. Neues wird einfach mittels eines X kenntlich gemacht;
wohl deshalb, weil X in erster Linie als Platzhalter für extra
oder extended (= erweitert) verwendet wird. Während sich der
alte Standard für die Spannungsversorgung des PCs AT (Advanced
Technology) nannte, heißt der Nachfolger schlicht ATX,
wobei unklar ist, ob ATX für Advanced Technology Extra
stehen soll. Die Signalwirkung des X nutzen ebenfalls Firmen in
der Benennung ihrer Produkte. Der Hersteller Creative Labs vertreibt
eine Grafikkarte mit dem klangvollen Namen "Graphics Blaster Exxtreme".
Das verdoppelte X soll hier anscheinend das "extra Extreme" zeigen.
"Unter Kurzwörtern im eigentlichen
Sinne werden solche Kurzformen verstanden, die als zusammenhängender
Teil einer Vollform (deren Anfang oder Ende oder als Kombination von Anfang
und Ende) erscheinen. Die Kürzung muß nicht mit den Morphemgrenzen
innerhalb eines Wortes erfolgen, insbesondere nicht bei Fremdwörtern."
Meistens entstehen Kopfwörter,
bei denen das Ende des ursprünglichen Wortes weggelassen wird, wie
bei Akku für Akkumulator oder Uni für Universität.
Eine Kürzung in der Mitte des Wortes liegt bei Linolschnitt
für Linoleumschnitt vor. Die selteneren Schwanzwörter
kommen durch das Weglassen des ursprünglichen Wortanfanges zustande,
wie bei Bus und Cello statt Omnibus und Violoncello. Die
enthaltenen Wörter eines Akronyms sind im Unterscheid zu den
Kurzwörtern
auf
den ersten Blick nicht erkennbar, deshalb verfügen Kurzwörter
über eine vergleichsweise höhere Transparenz.
Eine weitere Gruppe stellen die Abkürzungen dar. Sie stehen als Kürzung stellvertretend für ein oder mehrere Lexeme und sind damit Ausdruck der sprachökonomischen Gesetzmäßigkeit, die innerhalb von Fachsprachen zur Bildung von Termini besonders ausgeprägt ist. "Abkürzungen sind lediglich eine Besonderheit der Schreibweise. Ihnen entspricht keine besondere Form der gesprochenen Sprache." Dem widersprechend lautieren Fachleute untereinander recht häufig die Abkürzung wie ein Buchstabierakronym – aus sprachökonomischen Gründen. Ein PKW bringt dann eine Höchstgeschwindigkeit von 250 "km/ h" und nicht "Kilometer pro Stunde".
Vollwörter sind, anders als alle anderen Arten der Kürzung, echte eigenständige Lexeme. Die meisten Vollwörter einer Fachsprache stammen aus dem Lexikon der Standardsprache, erfahren aber in ihr eine Bedeutungserweiterung oder -verengung. Ein Stift ist beispielsweise für einen Bauarbeiter kein Schreibgerät, sondern ein Nagel ohne Kopf.
Bildet eine Fachsprache Vollwörter aus, die in der Standardsprache nicht vorkommen, so spricht man von Wortschöpfung innerhalb der Fachsprache, also der "Erfindung" eines gänzlich neuen Wortes. Der Begriff Wortschöpfung wird unterschiedlich eng gefaßt. Wenn man davon ausgeht, daß sich Wortschöpfung auf all die Begriffe bezieht, die nicht durch die grundsätzlichen Mechanismen der Wortbildung (Komposition, Präfigierung, Derivat) zustande gekommen sind, zählen zur Wortschöpfung automatisch alle Arten der Kürzung. Dabei wird jedoch nicht berücksichtigt, daß "[...] Wortschöpfungen stets unmotiviert sind und keinen Bezug zu vorhandenen Wörtern und Morphemen aufweisen." Ich übernehme diese enge Definition von Wortschöpfung im Folgenden; damit ergibt es sich eine recht geringe Anzahl echter Wortschöpfungen.
Die Wortkreuzung (Kontamination) nimmt eine Position zwischen Wortbildung und Wortschöpfung ein. Zwar bezieht sie sich immer auf mindestens zwei bereits vorhandene Morpheme oder Wörter, die zusammengefügt werden, verkürzt diese aber nicht und reiht sie nicht einfach aneinander, wie dies bei Komposition oder Kürzungen der Fall ist. Vielmehr verschmelzen die unterschiedlichen Wortbestandteile durch Ergänzung, Auslassen oder Änderung von Buchstaben individuell miteinander, Silben- und Morphemgrenzen der Grundwörter werden nicht eingehalten. Damit verwendet die Kontamination keine festen Muster, wie dies die Wortbildung tut. Kontaminationen muten in Klang und Schreibung wie gewöhnliche Vollwörter an und bezeichnen größtenteils neue Gegenstände, die logischerweise zuvor unbenannt waren. In jedem Fall ist das Resultat einer Wortkreuzung ein Kunstwort, da es "[...] nicht der lebenden Sprache entnommen, sondern künstlich gebildet ist", wie beispielsweise das Wort Datei, welches aus Daten und Kartei entstand. Im Gegensatz zur Fachsprache der EDV nutzen Werbung und Wirtschaft das besondere Potential der Wortkreuzungen zur Erzeugung "[...] komischer, ironischer oder ähnlicher Effekte." Eventuell beabsichtigte Nebenbedeutungen gehen nicht bei der Übersetzung verloren, sind in der Regel von vornherein geplant und betonen die Eigenschaften des bezeichneten Gegenstands genauer.
Es muß erwähnt werden, daß eine erhebliche Anzahl der EDV-Termini aus der amerikanischen Werbung stammen und nachträglich zu Fachbegriffen erhoben worden sind. Die Werbung gibt neuen, bislang unbenannten Erfindungen wohlklingende Namen, die im nüchtern technischen Jargon in Kürzungen gewandelt werden. Die ersten Protokolle für Festplatten besaßen die Fachbezeichnungen PIO Mode 0 bis 2. Es wäre zu unspektakulär gewesen, die neuen Protokolle des IDE-Standards PIO Mode 3, 4 und 5 zu nennen. Für PIO Mode 3 und 4 führte die Werbung Enhanced IDE ein, für den PIO Mode 5 sogar den Begriff Ultra-DMA. Die Fachsprache übernimmt die Begriffe der Werbung, verkürzt und präzisiert sie. (Ultra-DMA wurde zu DMA/ 33, Enhanced IDE zu eIDE). Durch diese Strategie vermutet der Kunde hinter DMA/ 33 eine neue technische Errungenschaft; dabei handelt es sich um eine Technik des Speicherzugriffes, die bereits zu Zeiten des Ur-PCs, also seit 1980 verwendet wird.
Bei Buchstabierakronymen wird jeder Buchstabe einzeln ausgesprochen. Trotz der verborgenen englischen Wörter spricht man alle der folgenden Akronyme bis auf TCP/IP und PCMCIA deutsch aus. Anders als bei den anderen Beispielen, besitzen TCP/IP und PCMCIA einen stärker fachsprachlichen Charakter im engeren Sinne und werden daher von einem noch kleineren Personenkreis verwendet.
ADSL (Asymmetric Digital Subscriber
Line)
DFÜ (Datenfernübertragung)
EDV (Elektronische Datenverarbeitung)
FAQ (Frequently Asked Questions)
FTP (File Transfer Protocol)
HTML (Hypertext Markup Language)
HTTP (Hypertext Transfer Protocol)
ISDN (Integrated Services Digital
Network)
LAN (Local Area Network)
OS (Operating System)
PCMCIA (Portable Computer Mini
Card Internal Adaptor)
SR (Service Release)
TCP/IP (Transmission Control Protocol/
Internet Protocol)
USB (Universal Serial Bus oder
Universeller Serieller Bus)
WfW (Word for Windows oder Windows
for Workgroups, das Initialwort verfügt über zwei unterschiedliche
Lesarten!)
WWW (World Wide Web)
Lautwertakronyme werden als ein Wort gesprochen. Ob das Wort deutsch oder englisch ausgesprochen wird, hängt davon ab, ob und wenn ja, in welcher Sprache das gesprochene Akronym durch beabsichtigte Homonymbildung einen Sinn ergibt.
ASCII (American Standard Code of
Information Interchange)
BASIC (Beginners All-purpose Symbolic
Instruction Code)
BIOS (Basic Input Output System)
CeBIT (Centrum für Büro,
Information und Telekommunikation)
DOS (Disk Operating System)
Email (Electronic Mail)
Prolog (Programming in Logic)
RAM (Random Acess Memory)
ROM (Read-Only Memory)
SCSI (Small Computer System Interface)
Es werden aus dieser Auswahl nur BASIC
(wegen der absichtlichen Homonymbildung, engl. basic = elementar)
und Email (wegen des enthaltenen Mail) englisch ausgesprochen.
Alle anderen Akronyme ergeben als Vollwort betrachtet keinen Sinn und werden
so deutsch lautiert. ASCII wird manchmal auch englisch gesprochen,
aber auch hier handelt es sich um Fachsprache im engeren Sinne.
Bemerkenswert ist die Aussprache des Akronyms
SCSI
(sprich: *"Skasi"). Mangels Vokalen kann das Akronym nicht als Wort
lautiert werden. Deshalb fügt der Sprecher ein a ein. Die Aussprache
von SCSI verhält sich, unabhängig von der verwendeten
Sprache, immer gleich. Ein ähnlicher Fall ist in der Fachsprache der
EDV nicht bekannt. Bei EDO-RAM wird ein Buchstabierakronym mit einem
Lautwertakronym kombiniert. Solche Bildungen sind in der EDV-Fachsprache
nicht selten. Sie untersteichen die Tatsache, daß Akronyme den Charakter
eines Vollwortes annehmen – vor allem deshalb, weil dem Sprecher die enthaltenen
Bestandteile des Akronyms bei bekannter Bedeutung selten geläufig
sind (wie bei FPM-RAM, SD-RAM).
Kurzwörter werden der Herkunft des verkürzten Wortes entsprechend ausgesprochen. Bei den Beispielen handelt es sich ausschließlich um Kopfwörter, die durch das Weglassen des hinteren Teil des Wortes zustande kommen.
Con (Console, Programmieroberfläche)
Hex (Hexadezimalzahl)
Mac (Macintosh)
Win (Windows)
Abkürzungen finden sich vor allem im Bereich der Maßeinheiten. Größenangaben und Geschwindigkeiten werden analog zu anderen Fachsprachen als Abkürzungen ausgedrückt. Man spricht entweder die Abkürzung selbst oder die abgekürzten Wörter voll aus. Als Abkürzung gesprochen, werden die Wörter stets deutsch lautiert. Bei vollständiger Aussprache der verkürzten Wörter richtet man sich nach deren Herkunft. Normalerweise besitzen Abkürzungen als Einheiten im Gegensatz zum Englischen keine Pluralform. Gelegentlich spricht man hingegen von 16 Bits oder 120 Bytes. Dabei dienen wohl die englischen Bildschirmausgaben des PCs als Vorbild.
GB (Gigabyte) = 1.048.576 Byte.
bps (Bits per Second) = Geschwindigkeitsmaß
im Datentransfer.
dpi (Dots per Inch) = Maß
für die optische Auflösung.
Bei solchen Maßen, die sich auf bestimmte
Zeitspannen oder andere Größen beziehen, ist es im Deutschen
üblich, dies durch einen Schrägstrich sichtbar zu machen, der
für einen mathematischen Bruchstrich stehen soll und damit das Verhältnis
beider Größen zueinander deutlich macht (km/ h). Dieser
Schrägstrich ist ein Kennzeichen für Abkürzungen des metrischen
Systems, das außer im Großbritannien in ganz Europa Anwendung
findet. In der englischen Sprache nutzt man das metrische System und damit
den Schrägstrich nur selten (mph = Miles per hour und nicht
*m/
h), sondern fügt für ihn das p für per
ein. Diese Schreibung wird dann unverändert ins Deutsche übernommen,
wie bei lpi = Lines per Inch, tpi = Tracks per Inch und bps
= Bits per second. Bemerkenswert ist diese direkte Übernahme aber
auch deshalb, weil für Inch (= 2,54cm) die deutsche Bezeichnung
Zoll
existiert. Zoll ist wiederum als Maßeinheit vom metrischen
Maßsystem nahezu vollständig verdrängt worden – abgesehen
von speziellen Maßangaben anderer Fachsprachen. Dadurch entsteht
zusätzliche Verwirrung, weil Abkürzungen wie dpi im Deutschen
mit Punkte pro Zoll aufgeschlüsselt werden. Somit verliert
zum einen die Abkürzung ihre im Englischen vorhandene Entsprechung
der Initiale, zum anderen ist den meisten Anwendern die Maßeinheit
Zoll
völlig unbekannt.
Inzwischen streben auch Amerikaner und
Engländer die Umstellung auf metrische Maße an, da sich diese,
auf Zehnerpotenzen basierend, leichter rechnen lassen. Metrische Maße
finden für Entfernungen in Meter, Gewichte in Gramm
und Zeitangaben in Sekunden Anwendung.
In diesem Zusammenhang kann man nur gespannt
beobachten, ob es dem deutschen Anwender gelingt, für die englischen
Maßangaben ohne Bezug auf deren tatsächliche Größe
eine vermeintlich greifbare Größenvorstellung zu entwickeln.
Ähnlich "krumm" und genau genommen
falsch sind die Maßangaben für Speichergrößen, was
dem vom anglo-amerikanischen System geplagten Amerikaner und Engländer
sicher weniger auffällt als dem "metrikverwöhnten" Deutschen.
Aufgrund des Dualsystems und dessen Potenzen entspricht ein Byte nicht
10, sondern nur 8 Bit. Deshalb sind ein Kilobyte nicht 1000, sondern 1024
Byte, ein Megabyte 1024 Kilobyte und ein Gigabyte 1024 Megabyte oder eben
1,0737418 * 109 Byte. Diese Tatsache für sich genommen
ließe sich wegen der technischen Rahmenbedingungen noch verstehen,
wenn nicht zahlreiche Hersteller von Festplatten (etwa Quantum und
Seagate)
ihre Festplattengrößen auf der Basis berechnen würden,
als entsprächen einem Kilobyte exakt 1000 Byte. Was zunächst
nach Erbsenzählerei aussieht, wirkt sich erheblich aus: Die von Seagate
mit 6,5GB nominaler Kapazität angegebene Festplatte "ST36530A" faßt
tatsächlich nur gut 6GB, der Unterschied beträgt also stolze
8 Prozent. Je größer die Festplatte, desto größer
wird der "vorenthaltene" Speicherplatz. Bei einer nominal 20GB fassenden
Festplatte sind es bereits fast 1,5GB – das entspricht der Gesamtkapazität
einer handelsüblichen Festplatte aus dem Jahre 1997! Die Abkürzungen
für Speichergrößen tragen also ihre vorangestellten metrischen
Kennungen (k für Kilo, M für Mega etc.)
genaugenommen nicht zu Recht.
Ein pauschaler Ersatz der englischen Initialwörter und Abkürzungen mittels deutscher Kürzungen ist sinnlos, weil die englische Kürzung im Deutschen, wie bereits erwähnt, als Vollwort behandelt wird. Zudem sind die aufgeführten Abkürzungen so verbreitet, daß ein deutscher Terminus nur Verwirrung stiften würde. Letztlich ist nur dann ist ein höheres Maß an Transparenz gegeben, wenn die in einem Initialwort verborgenen Wörter im Deutschen und Englischen zufällig die gleichen Initialen aufweisen. Unter Microsoft Windows wird USB in der deutschen Version mit "Universeller Serieller Bus" statt Universal Serial Bus entschlüsselt. Freilich ist eine solch perfekte Übereinstimmung nur dann erzielbar, wenn das Akronym Wörter mit dem Charakter von Internationalismen enthält. Dennoch könnte ADSL als *"asymmetrische digitale Sendeleitung" entschlüsselt werden. Aber *BEAS (für *"Basales Eingang/ Ausgang System") statt BIOS würde niemand annehmen wollen.
a) Anglizismen ohne gängige deutsche Entsprechung
In dieser Gruppe von Anglizismen existieren keine oder nur unzureichende bzw. wenig gebräuchliche deutsche Entsprechungen. Der hohe Bekanntheitsgrad verhindert zusätzlich eine nachträgliche Etablierung eines deutschen Terminus. Deutsche Übersetzungen sind in Klammern angegeben, die ihrerseits aber keinesfalls wirkliche Termini darstellen. Sie sollen ein Kompromiß zwischen naher Übersetzung und genauer Übertragung der Bedeutung sein.
Browser ("Durchsucher")
Bugfix ("(gezielter)
Fehlerbeseitiger")
Byte ("Dezibit",
Einheit aus acht Bit)
Chat-Room ("Plauderzone")
Domain("Domäne")
Download ("Das Herunterladen" oder
"das Heruntergeladene")
Homepage("Startseite")
Hyperlink ("übergreifende
Verknüpfung")
Login ("Einwahl mit Überprüfung
der Zugangsberechtigung")
Offline (etwa " Verbindung getrennt")
Online (etwa "Verbindung hergestellt")
Patch ("(durch Überschreiben
wirkender) Fehlerbeheber")
Plugin ("integrierbares Softwaremodul")
Real-Audio ("Echtzeit-Audio")
Streaming-Video ("(sofort) fließendes
Video")
Upload ("Das Hochladen" oder "das
Hochgeladene")
Workaround ("Fehlerumgeher")
An den Antonymen Online und Offline zeigt sich, wo die Grenzen deutscher Termini liegen. Obwohl diese Begriffe bereits in den 70er Jahren entstanden sind und sich ursprünglich auf die Kommunikation zwischen Drucker und Computer beziehen, gibt es kein deutsches Begriffspaar, welches den Sachverhalt kurz und prägnant wiedergeben könnte. Bei Domain verhält es sich ähnlich: Spreche ich von einer Domäne, ist die Gefahr des Mißverständnisses groß, da dieses Wort in der deutschen Standardsprache eine vollkommen andere Bedeutung hat. Daß auch Anglizismen in punkto Semantik ausgesprochen genau sein können, zeigt sich an Bugfix, Patch und Workaround. Alle Begriffe bezeichnen Programme, die jeweils auf ihre Weise Fehler bestehender Programme abfangen bzw. abstellen. Ihre Bedeutung wächst durch die zunehmende Komplexität heutiger Software extrem an (siehe IV. 1.).
b) Anglizismen mit gängiger deutscher Entsprechung
Die folgenden Anglizismen besitzen eine deutsche Entsprechung, die das beschriebene Phänomen zum Teil sogar treffender bezeichnet. Daß sie dennoch selten gebraucht werden, liegt vermutlich an der aktuellen Vorliebe für Anglizismen (siehe auch I. 1.).
Backup = Kopie, Sicherheitskopie.
Banner = Banner, Werbeeinblendung.
Cache = Zwischenspeicher.
Computer = Rechner.
Carrier = Trägerton.
Driver = Treiber.
Icon = Symbol.
Interface = Schnittstelle.
Mainboard, auch Motherboard = Hauptplatine.
Office-Programm = Büro-Anwendung.
Provider = Anbieter.
Realtime = Echtzeit.
c) Wortkreuzung (Kontamination)
Diesen Wörtern sieht man zunächst nicht an, daß sie lediglich "regelwidrig" zusammengerückte Komposita sind. Sie lassen erst auf den zweiten Blick die enthaltenen englischen Wörter erahnen. Während Wortkreuzungen sonst eher im Bereich der Sprachspiele oder der Werbung anzutreffen sind, stellen sie in der EDV überwiegend echte Termini dar.
Bit = Zusammenrückung aus binary
und Digit. Zusätzlich beabsichtigte Homonymbildung (engl. bit
= ein Bißchen).
Datei = Zusammenrückung aus
Daten
und Kartei.
Emoticon = Zusammenrückung
von Emotion und Icon.
Floptical = Zusammenrückung
aus Floppy und optical.
Informatik = Kunstwort aus Information,
Automatisierung
und Technik.
Internet = Zusammenrückung
aus International und Network.
Modem = Zusammenrückung aus
Modulator
und Demodulator.
Pixel = Kunstwort aus Picture
und Element, analog zu Texel für Texture Element.
Wintel = Zusammenrückung aus
Windows und Intel.
Zugunsten einer einfachen Artikulierbarkeit
rücken die enthaltenen Wörter häufig nicht in identischem
Maße zusammen. Manchmal geht das eine Wort komplett mit ein, während
das andere verkürzt wird, manchmal werden Buchstaben gewandelt oder
ergänzt (das x in Pixel).
Bei Internet handelt es sich eigentlich
nur um ein Kompositum zweier Kurzwörter, genauer zweier Kopfwörter,
weil die Morphemgrenzen der Grundwörter eingehalten worden sind. Mit
Intranet
liegt bereits eine Analogiebildung vor.
Aufgrund der Tatsache,
daß wir in der EDV-Terminologie sowohl englische, als auch deutsche
Begriffe verwenden, liegt es nahe, daß diese Fachsprache viele Komposita
aufweist, die über eine deutsch-englische Mischung gebildet worden
sind, sogenannte Hybridbildungen.
Der häufigste
Aufbau geschieht mittels deutschem Grund- und englischen Bestimmungswort:
Soundkarte (
analog zu Capture-Karte, Raiser-Karte)
Floppy-Laufwerk
(analog
zu Steamer-Laufwerk, Backup-Laufwerk)
Scanner-Treiber
(
wie Soundkarten-Treiber)
Wenn sich der Einsatz von Bindestrichen in Mischkomposita durchsetzen würde , würden diese sich der Schreibung rein englischer Komposita angleichen, die ohnehin zu fast 90% mit Bindestrich geschrieben werden (vgl. Software-Engineering, Kernel-Programming).
Enthält ein Kompositum als Bestandteil mindestens ein Akronym, wird grundsätzlich ein Bindestrich gesetzt. Ohne ihn wären hier die komplexen Wörter weder einwandfrei lesbar, noch verständlich! Zuweilen wird der Bindestrich aus Bequemlichkeit zwar weggelassen, aber zumindest bleibt dann noch ein Leerschritt zwischen Akronym und Vollwort.
IDE-Treiber
SCSI-Interface
PCMCIA-Steckplatz
Komposita mit eingeschlossenem Akronym können aus Sicht der Wortbildung besonders produktiv sein, wenn das Akronym keinen definierten Gegenstand, sondern ein Tätigkeitsfeld oder einen anderen, weiter gefaßten Bereich bezeichnet:
EDV-Anlage
EDV-Bediener
EDV-Buchung
EDV-Fachmann
EDV-Kenntnisse
EDV-Literatur
EDV-Training
Die EDV meint hier je nach Kompositum unterschiedliche Bereiche rund um den Computer; sie kann sich auf die Arbeit (EDV-Fachmann), Wissen (EDV-Kenntnisse) oder Daten (EDV-Buchung) beziehen. "Ein einziges Akronym kann also recht unterschiedlich verknüpft werden."
Die unter allen Anglizismen dominierenden Substantive lassen sich einfach ins Deutsche integrieren. Bei ihnen bleibt die ursprüngliche Schreibung erhalten, bis auf die Tatsache, daß sie im Deutschen grundsätzlich mit einem Großbuchstaben zu beginnen hat (der Download, der Chat). Abweichungen davon ermöglichen, wie bereits erwähnt, die Kürzungen (etwa eMail). Es bleibt zu erwarten, daß uns die amerikanische Werbesprache und der unvoreingenommene Umgang Jugendlicher mit Wortbildungsregeln ohne jeden historischen Bezug in naher Zukunft noch zahlreiche weitere Varianten der Groß-/ Kleinschreibung bei Substantiven bescheren wird.
Die neuen Schreibungen sind keinesfalls grundsätzlich abzulehnen, sondern können in vielen Fällen dienlich für die Übersicht in langen Komposita sein (vgl. DirectInput). Die Funktion des zweiten Großbuchstabens entspricht der des sonst üblichen Bindestriches. Zumal der Einsatzort von Bindestrichen innerhalb längerer Komposita nicht immer eindeutig festgelegt ist, erscheint die schlichte Großschreibung jedes enthaltenen Lexems übersichtlicher und einfacher zu sein.
Das deverbative Substantiv wird aus englischen Verben im Deutschen mit den Suffixen –ing oder –er generiert. Letztere, die Nomina agentis, sind ausschließlich maskulinen Geschlechts und werden im Englischen mit dem gleichen Suffix gebildet. Bezeichnen sie zugleich die Tätigkeit und den verwendeten Gegenstand, gehören sie gleichzeitig zu den Nomina instrumenti.
To mix - mixen -
der Mixer
To lease - leasen
- das Leasing
To scratch - scratchen
- das Scratching
Nicht in allen Fällen wird auch im Englischen das Nomen mit –ing gebildet, zumal diese Endung eigentlich unserem Partizip Präsens entsprechend die Continousform anzeigt. Das englische Substantiv zu to lease heißt ebenfalls lease, das deutsche Leasing ist also eine substantivische Scheinentlehnung, die in Komposita als echtes Substantiv behandelt wird (Leasingvertrag, Leasingkonditionen).
Substantivische Anglizismen übernehmen in der Regel das Genus ihrer deutschen Entsprechung, sofern vorhanden. Allerdings häufen sich Genuswechsel (der Look vs. das Aussehen, der Support vs. die Unterstützung). Maskulina und Neutra stellen in großer Mehrheit das Genus der entlehnten Wörter dar, Feminina sind selten. Mit der Beschränkung auf zwei statt drei Genera folgen die Anglizismen der Tendenz zur Vereinfachung der deutschen Sprache. Das feminine Genus wird praktisch nie eingesetzt, wenn der Anglizismus keine deutsche Entsprechung besitzt.
"Ca. 10 bis 20% aller
entlehnten englischen Lexeme sind Verben. Diese Gruppe der nach Deutschland
entlehnten Lexeme hat in den 80er und 90er Jahren einen starken Zuwachs
zu verzeichnen."
Die Fachsprache
der EDV nutzt wesentlich mehr Substantive als Verben aus dem Englischen.
Allerdings können Verben als Attribute genutzt werden, wobei sie dann
in Form des Partizip Perfekts auftreten:
to save - *saven
- die *gesavete Arbeit
to fix - fixen -
das gefixte Problem
to stretch - stretchen
- die gestretchte Datei
to mix - mixen -
die gemixten Codes
Manchmal wird, wie
bei *saven, das abgeleitete Attribut oft eingesetzt, während
das eingedeutschte Verb nur vereinzelt gebraucht wird – im übrigen
ist dieses Beispiel noch nicht lexikalisiert. Durch das Partizip Präsens
gebildete Attribute aus Anglizismen sind nicht gebräuchlich.
Die Anglizismen
stören unser Sprachgefühl oft besonders, wenn sie als denominale
Verben auftreten (*downloaden aus der Download).
Verben bereiten vor allem bei ihrer Flexion Probleme. Lautet das Partizip Perfekt zu downloaden nun *downgeloadet oder *gedownloadet? Ist die Frage aus sprachlicher Sicht zulässig: "Hast du heute schon *geemailt?" Natürlich sind solche Verbformen (noch) nicht lexikalisiert, und es entstehen Unsicherheiten in Spreche und Schreibe. Man muß sich aber für eine Variante analoger deutscher Wortformen entscheiden, wenn der Anglizismus keine deutsche Entsprechung besitzt. Momentan greift man in unvermeidbaren Fällen zu Ad-hoc-Bildungen. Die Konstruktionen werden aus der Situation heraus gebildet und sind, ungeachtet ihrer sprachlichen Korrektheit, für den Moment gültig und eindeutig. Wenn wir voraussetzen, daß bestimmte Konstruktionen häufiger verwendet werden, ist fest von einer allmählichen Lexikalisierung auszugehen.
Zu vermeiden ist natürlich eine Anpassung, wenn der verwendete Anglizismus unnötig ist. Statt eine gestern erst *abgesavete Datei heute nochmals zu *saven, oder gar zu *backupen, sollte man sie einfach speichern oder (ab)sichern.
Der Anglizismus in Verbform erhält im Infinitiv das –(e)n Suffix (vgl. klicken von to click, mounten von to mount oder scannen von to scan). Manche englische Verben lassen jedoch die Ankopplung des deutschen Infinitivsuffixes nicht ohne weiteres zu und müssen ihre Infinitivform über Ersatzkonstruktionen bilden. So wird aus to recycle mittels des Suffixes –(e)l(n) recyceln. Gewöhnlich besitzt dieses Suffix im Deutschen ein iteratives, diminuierendes, oder gar pejoratives Bedeutungselement. Im Falle eines mit –(e)l(n) gebildeten Anglizismus kann eine solche Nebenbedeutung nicht erkannt werden. Zwar besitzt Recycling aus Sicht des Stoffkreislaufes ein iteratives Element, das Verb wird aber nur aus Gründen der Aussprache mit –(e)l(n) gebildet. Konsequenterweise müßte es *recyclen heißen.
Auch deutsche Verben auf –(e)l(n), insbesondere denominale Derivate (fädeln, kriseln oder fensterln), erfahren eine zunehmende Bedeutungsabschattung bezüglich ihres Suffixes. Die Tendenz, alte Nebenbedeutungen mit der Zeit "aussterben" zu lassen, könnte durch Anglizismen, die alte Suffixe ohne jede semantische Begründung verwenden, noch verstärkt bzw. beschleunigt werden.